Es fehlen Modelle, die die Leute haben wollen, und da gehören natürlich auch ein Coupé, ein Kombi und ein Cabrio dazu - noch größere SUV's hingegen schaden dem Markenimage mehr als das es nutzt.
Naja, die Giulia entspricht voll dem Markenimage, ist ein echter Alfa - und verkauft sich trotzdem schlecht. Der Limosinen-Markt schrumpft fast rund um den Globus, bei Kombis ist es noch viel dramatischer. Schlüssigerweise verzichtet Alfa darauf, mit der Entwicklung eines Kombis noch mehr Geld zu verbrennen. Ähnliches gilt für Cabrios und Coupés, die ebenfalls kostenaufwändig zur Serienreife gebracht werden müssten - und wenig Absatzchancen hätten.
Warum kein Nachfolger für die alte Dame Giulietta in Sicht ist, verstehe ich aber nicht. Europaweit verkaufen sich Kompaktwagen immer noch sehr gut, Alfa hat hier eine große Tradition. Die anscheinend erst vor kurzem stornierte Giulitta mit Heckantrieb auf verkürzter Giulia-Plattform (und zu einem Golf-Preis) hätte meiner Meinung nach gute Chance gehabt - gerade weil BMW als letzter Hersteller in dieser Klasse auf Frontantrieb gewechselt hat. So eine Giulietta hätte für Fahrer sportlicher Alltagsautos ein echtes Alleinstellungsmerkmal gehabt...
SUVs sind weiterhin das Gebot der Stunde. Schon deshalb muss Alfa zwingend auf SUVs setzen, um überhaupt eine Überlebenschance zu haben. Meiner Meinung nach ist der Stelvio eine sehr gelungene sportliche Variante - ein echter zeitgemäßer Alfa (auch wenn ich persönlich die Giulia favorisiere).
Zumindest der angekündigte Tonale eine Klasse darunter macht viel Sinn. Ob es nun zusätzlich wie man liest wirklich ein noch kleineres Auto sein muss, wage ich aber zu bezweifeln. Schon der Mito passte meiner Meinung nach nicht ins Marken-Portfolio.
Aber das grundlegende Problem bei Alfa ist, wie du auch schreibst, der unterirdische Service nach dem Kauf. Kulanz ist beispielsweise traditionell ein Fremdwort für die Verantwortlichen (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Das ist umso unverständlicher, als Alfa in den letzten Jahrzehnten viel Vertrauen verspielt hat - mit der legendären Rostanfälligkeit des Alfasud angefangen.
Der Alfa 156 war der letzte (relative) Verkaufsschlager. Die unterdurchschnittliche Qualität hat dann viele Kunden wieder vergrault, im Zusammenspiel mit einer - sagen wir - suboptimalen Kundenbetreuung. Das wirkt verständlicherweise nach.
Trotzdem ist niemand, aber auch wirklich niemand, der Entscheidungsträger bei Alfa jemals auf die Idee gekommen, diese gravierdende Schwäche anzugehen. Statt ein ernstzunehmendes "Kundenzufriedenheits"-Programmm aufzulegen, um verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen, passiert - nichts dergleichen...
Stattdessen lebt die Marke fast ausschließlich von leidensfähigen Alfistis... Das reicht nicht mehr lange zum Überleben, da muss man schon realistisch sein.
Aber: noch ist Alfa nicht verloren!