Guten Abend!
So, der erste Kabelbaum ist weitgehend fertiggestellt und sollte funktionieren…
Der Weg dahin war allerdings relativ aufwendig, aber wenn´s klappt, ist´s gut.
Konfektionierung der Buchsen, die die originalen Stecker im Fahrzeug aufnehmen.
Zur Erinnerung: Die Buchsen mit den Stiftleisten, die im Steuergerät verbaut sind und die es zu imitieren gilt, sind wie die Stecker nicht identisch. Alfa-ME 7.3.1-Steuergeräte haben gecrimpte Kontakte, die für eine händische Lötung nicht geeignet sind. Ersatz findet sich in Delphi-ECUs für Autos von Opel, da hier die Buchsen gelötet sind.
Schritt 1: Ausbau der Buchsen aus dem Delphi-Steuergerät (2 Stück benötigt, da nur eine Buchse mit 64 Kontakten)
Damit der rückseitige Deckel leichter runtergeht, die Silikonverklebung einschneiden, 4 Torx-Schrauben entfernen und Deckel vorsichtig abhebeln. Mittels kleiner Trennscheiben wird die Platine rings um die Buchsen so getrennt, dass die Buchse samt Restplatine durch die Öffnung an der Oberseite des Steuergerätgehäuses passt. Schwarze Haltenasen der Buchsen abbrechen. Um die Buchse aus dem Gehäuse zu bekommen, wird ringsum an der Buchsenfassung gehebelt (vorsichtig), bis sich der Klebstoff löst.
Schritt 2: Aufbereitung der Buchsen
Die Platine muss leider entfernt werden. Im ganzen bekommt man die Platine nur entfernt, wenn man alle Lötpunkte vom Lötzinn befreit. Da es sich aber um eine durchkontaktierte Platine handelt, gelingt dies nur sehr schlecht. Daher mein Alternativrezept: Mit der Trennmaschine zuerst drei Längsschnitte zwischen den Stiftleisten machen, dann die äusseren beiden Reihen schräg einschneiden (Bild). Anschliessend kann von jedem einzelnen Lötstift der Platinenrest und das Lötzinn entfernt werden. Dabei möglichst alles Zinn abstreifen. Nachfolgend werden die inneren beiden Reihen auf die selbe Art freigelegt (Bild). Das unter der Platine liegende Blech muss ebenfalls entfernt werden, dazu neben den verlöteten Stiften Einschnitte anfertigen, Blech entnehmen und restliche Blechstückchen ablöten, Stifte vom Lötzinn befreien. Man kann hierzu auch Entlötlitze nehmen, ist aber m. E. nicht nötig. Die Lötstifte dürfen auch nicht sehr lange erhitzt werden, da ansonsten das ABS der Buchse schmilzt. Da die Lötstifte recht lang sind und verhältnismässig leicht verbiegen, habe ich die Buchsen (nach Reinigung und Entfettung) mit handelsüblichem Giessharz aus dem Kfz-Zubehörhandel randvoll vergossen. Die ehemaligen Haltenasen dienen als Aufnahmen für M2,5 Schrauben.
In den Deckel des Alugehäuses werden passende rechteckige Ausschnitte gefräst sowie korrespondierende Löcher für die Schrauben gebohrt. Deckel und Buchsen werden gründlich entstaubt und entfettet und mit fugenfüllendem, temperaturbeständigem und etwas elastischem Zweikomponentenkleber zusammengefügt und verschraubt. Nach Aushärtung (im Backofen bei 60 Grad am besten) werden die Buchsen innen und aussen mit hitzebeständiger Silikonmasse abgedichtet. Sieht dann so aus (Bilder).
Schritt 3: Verlötung der Buchsen mit dem Kabelbaum
Da das zu verlötende Kabel mit 0,75mm² Querschnitt die relativ feinen Lötstifte eventuell zu stark belasten würde, werden erneut Platinen eingefügt. Wegen des Rastermasses von 1,27 zwischen den Reihen eignet sich aber keine Standardplatine, sondern es müssen einreihige 16-polige Platinen gesägt werden. Das gelingt mit einer feinen Japansäge recht gut, besser geht es mit einer kleinen Kreissäge mit hartmetallbestücktem Sägeblatt. Zur besseren Erreichbarkeit der Lötstellen werden die äusseren Stiftreihen (vorsichtig!) nach aussen gebogen. Das Bild zeigt eine Versuchsanordnung, ich habe dann eine Epoxyplatine verwendet. Man beginnt am besten mit der inneren Reihe mit den meisten zu verlötenden Stiften, versieht diese mit einem Streifen Platine und verlötet Platine und Stifte. Wenn man sich nicht ganz sicher ist mit der Lötarbeit, sollte man die Lötstellen jetzt gegenseitig auf Kurzschluss überprüfen.
Der Kabelbaum wird so hingelegt, wie es dem späteren Verlauf im Fahrzeug in etwa entspricht und provisorisch ummantelt. Dies ist notwendig, damit sich die Kabel für die Buchsen passend ablängen lassen und der Kabelbaum nicht aussieht wie eine Würgeschlange während des Verdauungsschläfchens.
Anhand der Kennzeichnungen der Kabel werden nun alle Kabel mit Schrumpfschläuchen vorgeladen und verlötet, wobei darauf zu achten ist, dass Kabel und Stift aufeinander ausgerichtet sind das Lötzinn ausreichend lange fliesst, damit Stift, Platine und Litze zu einer Einheit werden. Anschliessend mit der benachbarten äusseren Reihe weitermachen. Bevor die Schrumpfschläche platziert werden, wird der Kabelbaum auf Kurzschlüsse und Durchgang der einzelnen Positionen überprüft. Danach mit den anderen beiden Reihen von innen nach aussen weitermachen, gründlich elektrisch prüfen und mit Schrumpfschläuchen isolieren. Wenn man sorgfältig arbeitet, passt der ganze Kabelwust bequem in das Alugehäuse (Bilder)
Die Ummantelung des Kabelbaumes wird erst nach erfolgreicher Funktionsprüfung fertiggestellt
So viel für heute, nächste Woche kommt der zweite Kabelbaum dran. Haltevorrichtungen für das Steuergerät sind bereits vorbereitet. Bis zum Abschluss des Projektes kann es also nur noch wenige Jahre dauern…
Schönes Wochenende, Grüsse, Thomas
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