Motorinstandsetzung / hoher Ölverbrauch Giulietta 1750 TBi

Wie vielleicht manche schon mitbekommen haben, habe ich gerade den Motor meiner Giulietta wegen sehr hohem Ölverbrach zerlegt.

Ich möchte euch hier mal meine Erkenntnisse teilen und vielleicht könnt Ihr mir an manchen stellen noch weiterhelfen.

Hintergrund:

Ich war bereits bei zwei Werkstätten. Eine sagte nur bei dem Verbrauch müssen die Zylinder verschlissen sein.

Die Andere (eine freie Werkstatt, die sich auf Alfa Romeo spezialisiert hat, und anscheinend keine Ahnung, oder mich verarscht hat) hat mir empfohelen so weiterzufahren bis etwas eindeutig kaputt ist. Ich war über einen Zeitraum von 1,5 Jahren etwa sechs Mal dort und jedes Mal wurde angeblich nach Ursachen geschaut, wobei Anfangs "nur" einen Verbrauch von ~1L/1000km hatte. Mit der Zeit wurde der Verbrauch aber so hoch, dass ich zwischenstopps einlegen musste um Öl nachzutanken, was einem auch etwas die freude und langsam auch die Kröten genommen hat. Letztendlich hat eine Zündkerze (wahrscheinlich wegen einer Glühzündung, laut neuer Werkstatt) versagt, weswegen ich die letzten 5 Km meiner Fahrt mit drei Zylindern nach Hause tuckern durfte. Im nachhinnein nicht die beste Idee, wegen der Ölverdünnung, aber zu dem Punkt war mir dann eh klar, dass ich den Motor zerlegen, oder verscherbeln muss.

Der Motor lief, bis auf leichtem unrunden Leerlauf einwandfrei und hat auch die AU anstandslos bestanden. Nach Einbau neuer Zünkerzen lief er auch wieder wunderbar.

Daten:

Giulietta QV, Bj 2012, 130.000km

Motorcode: 940A1000

Manuelles Getriebe

Ölverbrauch: >3L/1000Km

Kraftstoff: 8.5L/100Km laut Bordcomputer

Angebot für Instandsetzung inkl. Ein-/Ausbau beim Profi: ~7500€

Gefahrene Öle:

(Vom Vorbesitzer: 5W30)

Motul 8100 X-Clean 5W40 (Synthese Technologie)

Liqui Moli Top Tec 4100 5W40 (Vollsysnthetisch)

Leider habe ich erst später in den Werkstattrechnungen gesehen, dass die Werkstatt vom Vorbesitzer nur 5W30 spendiert hat

Habe zwischen dem Motul und dem Liqui Moli vom Verbrauch keinen Unteschied gemerkt. konnte mich zwischen den Beiden nicht entscheiden. Hab hier mal nen Ölthread gesehen aber nicht wiedergefunden. Hat da jemand Erfahrungen welches vielleicht besser wäre?

Wahrscheinliche Ursachen:

Erhöhter Verschleiß durch 5W30 vom Vorbesitzer

Zeitweise relativ viel Kurzstrecke (reichlich weiße Grütze im Öldeckel) (Mischreibung)

Vertrockneter Dichtring zwischen Ölwanne und Ölpumpe und dadurch angesaugte Luft/ lange Zeit bei Kaltstart bis Öldruck aufgebaut wird

Beobachtungen beim Zerlegen:

Öl im Ladedruckschlauch, -Kühler und Drosselklappe

Großes Axialspiel der Turbowelle

Öl im Zündkerzenschacht

Zylinderkopf leicht verzogen

Auslassventile an Zylinder 1 verformt

Reichlich Verkokungen in den Zylindern, der Ölwanne, Ventiltellern und dem Zylinderkopf auf Brennraumseite

Dichtung zwischen Ölansaugrohr und Ölpumpe hart

Blanke stellen und vereinzelte senkrechte Riefen an den Zylinderwänden

Ölabstreifringe etwa zur Hälfte mit Verkokungen zugesetzt

Abnutzungen an den Lagern

Nockenwellenverstellung: Die Nuten in denen die "Steine" sitzen sind leicht ausgeschlagen. Haben bei laufendem Motor leicht geklappert

Kupplung und Schwungrad verschlissen (Kupplung ~1,7mm zur Niete, Schwungrad ~3,5cm Spiel)

Einspritzdüsen habe ich zur Reinigung und zum Testen eingeschickt. Durchflussmenge war ok.

Schwierigkeiten Ersatzteile:

Kolbenringe: Original Kolbenringsatz kostet ~520€. Es gibt auch für den 1.6L ein set für 160€, was laut Instandsetzer von den Maßen her passt. Ich bin mir aber unsicher, ob vielleicht die Form, oder das Material anders ist Außerdem bin ich mir unsicher die oroginalen Ringe einzusetzen, weil die Zylinder ja etwas verschlissen sind allerdings finde ich keine neuen Kolben mit Ringen oder einfach nur größere Ringe

Schwungscheibe/ZMS: gibt es nicht mehr als Set. Ich hoffe LUK Kupplung passt zur Valeo ZMS..

Nockenwellenversteller gibt es zusammen für etwa 1000€. Die werde ich deshalb nur tauschen, wenn der Motor nach dem zusammenbau noch nicht gut läuft.

P.S.: Falls jemand Fotos vom zerlegten Motor braucht: Ich habe einige gemacht. Habt Ihr vielleicht Anmerkungen, was ich keinesfalls vergessen sollte / worauf ich achten sollte jetzt wo ich den Motor zerlegt habe oder später beim zuammenbau?

VG

Kolli

Hi Fabri,

Vielen Dank für deine Antwort

Ich fürchte auch das die schlechte Schmierung die Urache für den hohen Verschleiß ist. Hoffe das er nach der Instandsetzung mit dem richtigen Öl ein etwas länger hält.

Ich hatte anfangs auch schwierigkeiten den Ölstand abzulesen, weil dieses bis sehr weit oben am Messstab war. War deshalb auch bei der Werkstatt aber die konnten mir auch nicht weiterhelfen. Kann es sein das da schon überdruck im Kurbelgehäuse war, oder komt das bei manchen Autos vor, das der Stab ein fach schlecht abzulesen ist? Er ließ sich allgemein immer nur ablesen wenn der Stand unter 3/4 voll war.

Vorher hab ich eigentlich nur Zündkerzen, ÖL/Filter und Lampen gewechselt. Hab aber eine Industrie-Mechatroniker Ausbildung und mich etwas schlau gelesen. Da kann ich die Seite ms-motorservice übrigens sehr empfehlen.

Den Zylinderkof und den Zylinderblock lasse ich bei einem Motorinstandsetzer überholen. Leider schaut der aber auch nur in den Katalog um Maße nachzuschauen und weiß ansonsten nicht so viel. Hoffe das er die Zylinder vernünftig hont. Da kann man wohl auch unterschiedlich gründlich vorgehen

Ich rufe morgen mal beim Instandsetzer an und frage ihn nach ner Nummer zu den 1.6er Ringen.

Dank für deine Hilfe

Weißt du, ob die Ventildeckelschrauben Dehnschrauben sind und ob ich die noch mal verwenden sollte?

Zitat von roadrunner16v

Wenns du einen Motorbauer mit Ahnung hast, es kann der Kolben beschichtet werden und dann auf ein gutes Kolbenspielmaß gehont werden, hatte es bei meinen 33 16v Motor, neue Kolbenringe rein gemacht und es läuft sehr sauber und gut.

Danke für den Tipp, werde ihn gleich mal fragen

Zitat von Fabri

In der Regel soll der Ölstand bei Betriebswarmem Motor geprüft werden. Da soll der Stand am Messstab auf Max. stehen. Wenn du den im kalten zustand prüfen musst dann sollte der Stand auf 3/4 stehen. Alles was drüber ist, ist ein Zeichen von zu viel Öl im Motor. Beim TBI ist der Ölmessstab sehr gut abzulesen. Aber schon schlimm das eine Werkstatt nicht in der Lage ist den Ölstand zu ermitteln. Es wäre ein leichtes gewesen das Öl abzulassen, auf zu fangen und zu sehen wieviel Liter tatsächlich drinnen ist.

Die Ventildeckelschrauben sind übrigens keine Dehnschrauben und können erneut verwendet werden.

Nockenwellenlagerschrauben 15NM und Ventildeckelschrauben 8NM.

Ich bin auch ziemlich enttäuscht von der Werkstatt. Die gibts inzwischen wohl auch nicht mehr...

Bin mir gerade nicht sicher, ob ich nicht die Nockenwellenlager meinte Mit Ventildeckel meinte ich den Alu-"Deckel" der auf den Nockenwellen sitzt und ja die obere Hälfte der Nockenwellenlager beinhaltet.

Zitat von Fabri

Wird wohl seinen Grund haben warum es die nicht mehr gibt.

Der TBI hat 2 „Ventildeckel“ Die Schrauben von dem unteren Metalldeckel (Nockenwellengehäusedeckel) 15NM und alte Schrauben können wiederverwendet werden.

Der obere Plastikdeckel 8NM

Ok

Hab gerade noch mal mit nem anderen Mitarbeiter vom Instandsetzer gesprochen und der sagte mir, dass das Kolbenspiel nur 1-2 hundertstel beträgt, also ich hab ich den gedanken mit neuen Kolben (oder beschichten) jetzt mal verworfen.

Außerdem hat er mir gesagt das sich bei dem 1.6L Ringen sehr wahrscheinlich nur der Abstreifring unterscheidet (2-teilig statt 3-teilig). Deswegen hab ich ihm gesagt das er die 1.6er einbauen soll. Wird dann wohl Anfang nächster Woche fertig.

Ich habe noch mal zwei Fragen.

Sollte ich die Hauptlagerschrauben austauschen bzw. sind das Dehnschrauben?

Und weiß jemand wo ich evtl. ne neue Riemenscheibenschraube für die Kurbelwelle her bekomme? Eine originale ist schwer zu bekommen, aber es müsste doch auch welche mit den gleichen Maßen und der gleichen Festigkeitsklasse online zu kaufen geben. Kann mir Jemand nen Shop nennen, wo es welche geben könnte?

VG

Ok, gut. Ich finde nämlich keine neuen

Ich bin bei dem Verbrauch davon ausgegangen das inzwischen mehrere Teile am Motor betroffen sind. Deshalb hab ich ihn direkt zerlegt.

Ich hab im Ansaugsieb so drei kleine metallene "Placken" gefunden. Keine Idee wo die herkommen. Im Filter hab ich nichts gefunden.

Teilweise schien es als würde das Öl ein wenig silbern schimmern. Kann mir vorstellen das das die Zylinderwand ist

Mal so als kleines Fazit zwischendurch:

Ich kann keiner Privatperson empfehlen diesen Motor zu überholen, nicht weil es so kompliziert ist, sondern weil es kaum Ersatzteile gibt. Für andere Motoren findet man vergelichsweise viel.

Mal ein kleines Update.

Der Motor ist wieder zusammengebaut und läuft schon mal ruhiger als vorher.

Allerdings habe ich die Nockenwellenversteller nicht wieder ganz dicht bekommen, da ich keine neuen Dichtungen für die Gefunden habe. Hat evtl. jemand nen Tipp wo man die herbekommen könnte oder anfertigen könnte? (Sind solche Metallträgerdichtungen)

Nein, ich meine die, die im NWV drinnen sind. Das ist ein mal eine kunststoff beschichtete Blechdichtung und ein oder zwei geformte O-Ringe.

Wobei ich die Blechdichtung gegen eine Papierdichtung ersetzt habe. Und ich denke das die eigentlich dichthalten sollte.

Die O-Ringe wollte ich eigentlich gegen Rundschnur ersetzen, habe ich dann aber leider wieder vergessen